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Thunderbolt – das bessere USB 3.0?

Heute wurde ein neuer Anschluss geboren: Thunderbolt. Alle notwendigen Informationen und eine Bewertung der Chancen des potentiellen USB-3.0-Killers im Folgenden. […]

Heute wurde ein neuer Anschluss geboren: Thunderbolt. Alle notwendigen Informationen und eine Bewertung der Chancen des potentiellen USB-3.0-Killers im Folgenden.

Grundlagen

USB 2.0 hat sich mittlerweile als absoluter Standard-Anschluss für praktisch alles – außer Monitoren – etabliert. Jedoch ist die Geschwindigkeit begrenzt, mehr als 480 Mbit/s sind einfach nicht drin.
Zwei Nachfolgetechnologien sind nun schon seit einiger Zeit im Gespräch – USB 3.0 und das ominöse „Light Peak“.
USB 3.0 ist nun seit letztem Jahr im Handel angekommen, erkennbar am blauen USB-Anschluss. Immerhin 5 Gbit/s sind damit möglich, das dürfte für Festplatten und sonstige Zubehörgeräte erstmal reichen. Von „Light Peak“ wusste man eigentlich nur, dass Intel unter diesem Namen eine schnellere USB-3.0-Alternative, die mit Glasfasern arbeiten soll, entwickelt.

Perspektivenwechsel: Monitoranschlüsse.
Standard ist immer noch der analoge VGA-Anschluss von 1987. Die modernere, digitale Alternative stellt DVI dar, was fast alle Flachbildschirme standardmäßig nutzen. Beide Anschlüsse sind relativ groß; so groß, dass kein Laptophersteller gerne einen solchen Anschluss verbaut. Vor allem Apple nicht: schon bei den alten iBooks wurde Mini-VGA verwendet, eine kleinerer VGA-Anschluss, über den man mit einem Adapterkabel ein VGA-Kabel anschließen konnte. Dieser wurde irgendwann von Mini-DVI abgelöst, wo man VGA und DVI anschließen konnte.
Apple hat dabei immer kräftig mitverdient, ein Adapterkabel lässt es sich mit 20-30€ kräftig bezahlen.
Währenddessen tauchte HDMI auf, ein Standard, der vor allem bei Fernsehern breite Verwendung findet (da er Kopierschutzmechanismen beherrscht).
Eine Art Weiterentwicklung davon stellt der DisplayPort dar, der einmal VGA, DVI und HDMI ablösen und vereinen soll.
Apple witterte im Herbst 2008 eine Chance, neue Adapter zu verkaufen, und stellte seine MacBooks von Mini-DVI auf Mini-DisplayPort um, was einen kleineren DisplayPort darstellt. Der DisplayPort konnte sich allerdings bisher nicht so wirklich durchsetzen, viele Hersteller bauen weiterhin auf HDMI.

Noch ein neuer Anschluss?

Heute, am 24. Februar 2011, stellte nun Apple neue MacBook Pros vor – darin enthalten: ein Thunderbolt-Anschluss.

Thunderbolt sieht aus wie ein Mini-DisplayPort, und ist nichts anderes als Intels „Light Peak“.
Es bietet eine Datenübertragungsrate von bis zu 10 Gbit/s, das doppelte von USB 3.0. Und: es vereint beide Welten, über Thunderbolt können sowohl Festplatten und andere Geräte, die klassischerweise einen USB-Anschluss hätten, als auch Monitore angeschlossen werden.
Thunderbolt implementiert Mini-DisplayPort, entsprechende Monitore können also direkt angeschlossen werden. Über Adapter können auch „große“ DisplayPort-, HDMI-, DVI- und VGA-Kabel angeschlossen werden – normale Mini-DisplayPort-Adapter, wie sie Apple-Nutzer seit 2008 besitzen, können also weiter verwendet werden.
Gleichzeitig implementiert Thunderbolt die PCI-Express-Technologie, mit der Komponenten innerhalb eines Computers verbunden werden – dadurch ist Thunderbolt so schnell und kann beliebige Daten übertragen, nicht nur Monitorsignale.
Auch Adapter, die aus einem Thunderbolt-Anschluss beispielsweise einen Ethernet-LAN-Anschluss machen, sind denkbar.
Ein Thunderbolt-Kabel kann elektrische Signale oder Lichtwellen verwenden und natürlich Geräte mit Strom versorgen. Außerdem unterstützt Thunderbolt (wie das unterschätzte FireWire) die Daisy-Chain-Architektur, mit der mehrere Thunderbolt-Geräte hintereinandergeschaltet an einem einzigen Anschluss hängen können.

Bewertung

Aus „Light Peak“ keinen neuen, eigenen Anschluss zu machen, sondern einen bestehenden zu erweitern, ist ein genialer Schachzug. Auch technisch kann Thunderbolt voll überzeugen, es vereint tatsächlich das beste von USB, FireWire und DisplayPort.
Dennoch: DisplayPort hat sich noch kaum etabliert, dürfte sogar den meisten Menschen noch völlig unbekannt sein. USB 3.0 hat es da leichter, einen USB-Anschluss erkennt fast jeder.
Es kommt nun auf die Zubehörhersteller an: LaCie und Western Digital als große Anbieter von externen Festplatten haben schon angekündigt, auf Thunderbolt zu setzen. Doch hier ist zu befürchten, dass sich die Geschichte von FireWire wiederholt. Klar, jeder Anbieter hat ein paar FireWire-Festplatten im Angebot, aber der breite Standard ist USB.
Auch dass Monitor-, Beamer- und Fernseherhersteller nun plötzlich einen Mini-DisplayPort- bzw. Thunderbolt-Anschluss in ihre Geräte bauen, lässt sich bezweifeln. Zumal ein Gerät idealerweise zwei davon haben sollte, um weitere Geräte „dahinter“ zu schalten.
Um ein größeres Sammelsurium an Adaptern werden wir also so schnell nicht herumkommen. USB 2.0 bzw. 3.0 werden auf längere Sicht Standard bleiben, daran dürfte auch nicht der Umstand, dass Apple in seinen neuen MacBooks „nur“ USB 2.0 nutzt, um Thunderbolt als USB-3.0-Alternative zu promoten, nichts ändern.

Dennoch bleibt die Hoffnung, das Intel und Apple Thunderbolt ordentlich pushen und auch die Zubehörhersteller das Potential des neuen One-for-all-Anschlusses erkennen.

Wäre es nicht schön, wenn wir nur einen einzigen Stecker in unseren Laptop stecken müssten, um externe Monitore, Festplatten und das Kabel-LAN alle gleichzeitig anzuschließen? Thunderbolt macht herkömmliche Docking-Stationen überflüssig.