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iOS 6 – neue Karten und mehr

Seit gestern Abend ist iOS 6 für alle iPhone-, iPad- und iPod-Nutzer verfügbar. Zumindest fast alle: unterstützt werden iPhone 4S, […]

Seit gestern Abend ist iOS 6 für alle iPhone-, iPad- und iPod-Nutzer verfügbar. Zumindest fast alle: unterstützt werden iPhone 4S, iPad (2./3. Generation) und iPod touch (5. Generation).
Das iPhone 4 und iPhone 3GS werden auch noch unterstützt, können aber nicht alle Funktionen nutzen.

Hauptneuerung dürfte die komplett neue Karten-App sein. Bislang wurde ja Google Maps verwendet, leider aber ohne echte Navigationsfähigkeiten – man konnte lediglich Routen anzeigen, ähnlich wie man das von Google Maps im Browser kennt.
Damit ist jetzt Schluss, Google Maps ist raus und Apple hat eigenes Kartenmaterial in der App. Dies führte zu Befürchtungen, die Karten seien um einiges schlechter als die (wirklich guten) Google-Karten. Doch ich bin tatsächlich positiv überrascht. Lediglich auf Google Street View muss logischerweise verzichtet werden.

Technisch wie auch optisch ist Apples Karten-App verdammt gut. Zunächst sind die Karten Vektorgrafiken, keine einfachen Bilder mehr – dadurch werden weniger Daten übertragen, die Karten laden schneller.
Und dann gibt es neben Karten- und Satellitenansicht auch einen 3D-Modus für beide Varianten, der ähnlich aussieht und funktioniert wie Google Earth. In großen Städten (in Deutschland bislang Berlin) sind auch alle Gebäude dreidimensional abgebildet. Außerdem ist das Ganze zu jeder Zeit komplett frei drehbar. Auch die Straßennamen drehen sich mit, sodass sie immer lesbar sind.

Größte Neuerung dürfte aber die Navigation sein. Die von der alten Karten-App bekannte Routenfunktion wich einer vollwertigen Navigationslösung. Diese stellt meiner Meinung nach auch die „großen“ Anbieter (ich verwendete bisher Navigon) in den Schatten: sie nutzt die 3D-Ansicht, weiß über Staus und Baustellen Bescheid, hat einen Spurassistenten und spricht Straßennamen mit Siris lieblicher Stimme aus. Und das beste daran: ganz kostenlos, auf allen iPhones.

Leider hat die Karten-App derzeit noch einen Nachteil: anstatt der sehr gut gepflegten Point-of-Interest-Datenbank von Google Maps, die meist sehr aktuell war und viele Orte kannte, nutzt Apple nun den Service von Yelp. Dessen Points-of-Interest sind zum einen recht spärlich gesäht, oft falsch und teilweise sehr veraltet. Dies führte schon zum ersten Tumblr, das kuriose Angaben sammelt.
Durch die unglaubliche Verbreitung von iPhones und damit in Kürze auch der neuen Karten-App ist allerdings davon auszugehen, dass die Datenbank sehr schnell besser, also vollständiger und aktueller wird. Schließlich will ja jeder Gewerbebetrieb auch gerne auf iPhones gefunden werden.
Achja: das iPhone 4 kann leider keine Navigation. Die Karten-App ist trotzdem neu. Und wunderschön.

Kurios war heute, am ersten Tag mit iOS 6, auch die Akkuanzeige meines iPhone 4S. Nach einer 20-Minütigen Navigation ohne Stromversorgung ging sie von ungefähr 50% auf 20% herunter. Da ich mein Ladekabel nicht zur Hand hatte, und noch ein paar Stunden auf das Gerät angewiesen war (leider hatte ich auch heute morgen nicht mit 100% das Haus verlassen), schaltete ich zunächst den Flugmodus ein. Etwas später ist dann leider dennoch das Unausweichliche geschehen: ich hatte noch 1% Akku und habe mich schon geistig von meinem Gerät verabschiedet. Drei Stunden später hatte ich allerdings immer noch 1% Akku. Eine einstündige Zugfahrt mit laufenden Podcasts überlebten die 1% dann auch klaglos. Zuhause in das Dock gestellt waren dann nach weniger als einer Minute wieder 7% hergestellt. Dass das iPhone sehr schnell lädt, weiß ich ja – so schnell riecht dann aber doch nach einem kleinen Bug.

Es gibt natürlich neben der Karten-App auch noch zahlreiche kleinere Verbesserungen in iOS 6: so ist Facebook jetzt wie Twitter fest integriert. Man kann Fotos in eigene Fotostreams packen, die man Freunden freigeben kann. Man kann einstellen, dass man z.B. nachts nicht gestört werden möchte, außer es ist ein Notfall. Man kann Anrufe mit vorgefertigten SMS beantworten. Es kann eine Tastatur mit eigenen Umlaut-Tasten verwendet werden. Und für das iPad gibt es nun auch eine Uhren-App, die recht schön geworden ist.

Auch Siri hat einiges dazugelernt: so kann nun endlich nach Orten in der Nähe gesucht werden („Wo gibts hier Pizza?“ oder auch die Karten-App ferngesteuert werden („Berechne die Route zu meinen Eltern“). Auch Find my Friends hat Siri-Integration bekommen („Benachrichtige mich, wenn meine Frau nach Hause kommt“).

Wie immer ist die Software das eigentliche Produkt von Apple. Das iPhone 5 ist ja nett, aber in iOS 6 steckt die Innovation. Umso erfreulicher, dass das neue Betriebssystem auch per Update auf ältere Geräte kommt – beileibe keine Selbstverständlichkeit, wenn man Android oder Windows Phone zum Vergleich heranzieht.