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Revolution?

Das Rad neu erfinden wollte Logitech mit der neuen MX Revolution Maus. Ganz geschafft haben das die Entwickler nicht. Aber […]

MX RevolutionDas Rad neu erfinden wollte Logitech mit der neuen MX Revolution Maus. Ganz geschafft haben das die Entwickler nicht. Aber doch kann die Maus sich zurecht als „World’s most advanced Mouse“ bezeichnen – obwohl sie nicht perfekt ist. Hier mein kleiner Testbericht.

Lange Zeit galt die MX 500 als das Nonplusultra unter den Mäusen, insbesondere bei Zockern. Sie war leicht, präzise, schön, hatte acht Tasten und ein Kabel (wodurch sie das Image hatte, präziser zu sein als Funkmäuse; inzwischen ist dieses Klischee überholt). Ich war stets sehr zufrieden damit – bis sie mich eines Tages im Stich ließ. Ein Wackelkontakt oder etwas in der Art – jedenfalls veranlasste sie mich dazu, mich nach einer Neuen umzusehen.Irgendwie kam ich auf die MX Revolution (natürlich von Logitech, gibt es überhaupt noch andere Hersteller…?). Ob es nur an dem schon immer auf mir lastenden Fluch liegt, stets das Teuerste zu wählen, oder nur am Verkaufsgeschick des Arlthändlers, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls war ich 89 Euro ärmer und hatte eine dunkelgrün glänzende Schachtel mit Magnetverschluss in der Tasche. Gäbe es eine Bulk-Version der Maus, wäre diese wohl 20 Euro günstiger…

Die MX Revolution präsentiert sich nach dem Auspacken in teils mattem, teils glänzendem Schwarz; die Tasten sind anthrazit. Mausräder und „Such-Taste“ sind verchromt. Ja, richtig gelesen, Mausräder. Das Logitech-Flaggschiff hat nämlich zwei davon – auch wenn das seitliche sich nicht richtig drehen lässt und eigentlich nur eine coole Verpackung für zwei weitere Tasten ist. Darüber befinden sich zwei Daumentasten, und über dem „großen“ Mausrad ist die „Such-Taste“.Links vor den Daumentasten ist die grüne (oder auch mal rote) Akkuanzeige. Sparsam: die LEDs gehen aus, wenn die Maus nicht bewegt wird.

MX Revolution LasersensorAuf der Unterseite findet man neben den großen Teflon-Gleitfüßen und einem praktischen On-Off-Schalter den Lasersensor (siehe Bild).
Soweit eigentlich erstmal nichts „revolutionäres“. Was Logitech damit meint, erschließt sich einem, wenn man sich das Haupt-Mausrad mal etwas näher ansieht.

Es besteht aus Edelstahl und lässt sich zur Seite drücken – für horizontales Scrollen.
Im Standardmodus verhält sich das Rad wie ein herkömmliches Mausrad. Dreht man aber etwas schneller daran, so kommt es zu einem leichten Klicken im Inneren der Maus – und das Rad dreht sich plötzlich stufenlos und ungebremst. Dieser Modus kann auch als Standard eingestellt werden, wodurch man beim Scrollen auf langen Webseiten das Rad nur noch anschucken und an der richtigen Stelle wieder bremsen muss – ein großartiges Gefühl, da man sehr direkt interagieren kann (vermutlich kann das nur noch durch das „Fingerscrollen“ des neuen iPhones übertroffen werden… man wird sehen).MX Revolution Mausrad
Das Rad ist zusätzlich auch noch eine Taste. Diese zu drücken bedarf es jedoch etwas an Übung – die Funktion wird nämlich nur ausgelöst, wenn man das Rad gefühlsmäßig durch die Unterseite der Maus durchdrückt. Ein zuvor spürbarer Druckpunkt scheint leider mechanisch bedingt zu sein.
Als Funktion dieser Radtaste lässt sich natürlich auch die mittlere Maustaste festlegen – was jedoch nicht zu empfehlen ist, da sie für schnelles Navigieren im Browser einen zu schweren Druckpunkt hat. Stattdessen ist die Funktion für das Umschalten des Drehmodus des Rades hier besser aufgehoben – zumal man dies nicht so häufig muss.
Die oberhalb liegende „Suchtaste“ eignet sich leider aufgrund ihrer Position ebensowenig als mittlere Maustaste – ich musste mir daher nun leider angewöhnen, Websites per Rechtsklick in einem neuen Tab zu öffnen. Schade.

Der Akku, der eine Laufzeit von circa zwei Tagen hat, lässt sich über die mitgelieferte Ladestation aufladen. Sofort beginnen die Akku-LEDs zu leuchten – leider kann man ihnen aber währenddessen nicht entnehmen, wie voll der Akku schon geladen wurde. Auch das periodisch auftretende rote Leuchten, das normalerweise nur zu sehen ist, wenn der Akku zu weniger als 5% geladen ist, irritiert etwas. Außerdem lassen sich die Tasten während des Ladens nicht bedienen.

Die Reichweite des Funkdongles beträgt circa vier Meter, und hat auch mit Mauern keine größeren Probleme. Bluetooth wäre jedoch aufgrund der größeren Reichweite eine interessante Alternative gewesen.

Soweit zur Hardware – die durchaus insgesamt einen positiven Gesamteindruck hinterlässt. Dies lässt sich von der mitgelieferten Treibersoftware „SetPoint“ leider nicht behaupten.

Das erste Manko ist, dass es noch immer keine Unterstützung für mehrere Mauszeiger gibt – in Zeiten von USB-Mäusen und mehreren Monitoren wäre dies durchaus wünschenswert (machbar ist es jedenfalls problemlos – siehe CPNMouse). Ich kann zwar mehrere Mäuse anschließen, doch bewegen diese alle letztlich nur den einen Mauszeiger.
Was mich zusätzlich sehr an „SetPoint“ stört, ist die Tatsache, dass dem User die von Logitech vorgesehenen Funktionen der einzelnen Tasten sozusagen aufgezwungen werden. So lässt sich als Funktion des zweiten Mausrades beispielsweise nur zwischen „Programmumschalter“ und „Zoom“ wählen. Während sich mir der Sinn eines Programmumschalters noch nie erschlossen hat (wenn ich die Maus schon in der Hand habe, kann ich auch gleich die Taskleiste verwenden), müsste sich das Rad zum Zoomen wenigstens drehen lassen. Andere Funktionen, wie z.B. Lautstärkeregelung oder horizontales Scrollen (was ich dem seitlichen Drücken am großen Mausrad vorziehen würde), sind nicht dafür vorgesehen.

Interessant ist die Funktion der Profile für verschiedene Programme. So kann z.B. für Spiele automatisch das Rad in den Stufenmodus versetzt werden, was dafür meist geeigneter ist.
Leider hat die Software die Angewohnheit, ab und zu ihre Einstellungen zu verlieren oder die Profile bunt durchzumischen.

Wenn die Akkuanzeige in der Software standardmäßig einen Prozentwert anstatt einer errechneten (sehr optimistischen) Laufzeit in Tagen anzeigen würde, wäre das etwas benutzerfreundlicher – aber warum eigentlich nicht gleich beides anzeigen anstatt ein umständliches ScrollDown-Menü zu verwenden? Platz wäre in dem Programmfenster genug.

Glücklicherweise hat Logitech die Angewohnheit, seine Treibersoftware laufend zu verbessern, da sie immer alle verfügbaren Geräte unterstützt. Es besteht also noch Hoffnung.

MX Revolution

Fazit:
Die im Namen angekündigte Revolution kann Logitech nicht bieten – vermutlich müsste das Unternehmen dazu auch Apple heißen. Und so brachten die Entwickler nur den nächsten logischen Schritt in der Entwicklung auf den Markt, erfanden das Rad aber nicht wirklich neu. Dies wäre wohl erst der Fall, wenn es durch eine Kugel ersetzt würde – meiner Meinung nach das ideale Bauteil zum Scrollen in allen Richtungen. Stufenlos, versteht sich. Das zweite (Dummy-)Mausrad scheint eher zu Marketing- und Designzwecken zu dienen, einen wirklichen praktischen Nutzen hat die Radform der beiden Tasten nicht.
Dringenden Verbesserungsbedarf für Logitech gibt es bei der Software, die den User das volle Potential der MX Revolution leider nicht ausschöpfen lässt.