Audio-Tipp: Marilyn Manson
Bis vor einiger Zeit kannte ich von Marilyn Manson nur das, was die meisten mit ihm verbinden: Skandale und Coversongs […]
Bis vor einiger Zeit kannte ich von Marilyn Manson nur das, was die meisten mit ihm verbinden: Skandale und Coversongs (wie z.B. Tainted Love).
Auf dem diesjährigen Southside-Festival bot sich mir dann das erste Mal die Möglichkeit, den bösen Mann live zu sehen. Er schien zwar (trotz Messermikro) nicht wirklich Lust zu haben (worauf er dezent hinwies, indem er ein herzhaftes „Well F*** YOU!!“ in die Menge rief, deren Textsicherheit ihm nicht genügte), trotzdem rockte er ordentlich – etwas schade fand ich nur, dass ich fast nur seine Coversongs kannte.
Doch dann stieß ich auf sein neues Album mit dem schönen Titel „Eat Me, Drink Me“.
Der Versuch einer Kritik.
Das Album startet mit einem Titel, der schon eine Vorschau auf das Kommende darstellt: „If I was your Vampire“. Relativ ruhig-verhalten, ziemlich „evil“ und doch recht eingängig. I love you, so much you must kill me now.
Bereits der zweite Titel „Putting Holes In Happiness“ (gleichzeitig die zweite Singleauskopplung) ist mein persönlicher Favorit. Harter Gitarrensound, dabei nicht unmelodisch.
„The Red Carpet Grave“ schließlich benötigt etwas Eingewöhnung. Man bemerkt jedoch die Experimentierfreude des bösen Rockers, der sich hier musikalisch mal etwas auslebt – hörenswert.
Titel 4 („They Said Hell’s Not Hot“) ist wieder typisch für das Album, etwas Pessimismus ist ebenfalls herauszuhören. I kill myself in small amounts.
„Just a Car Crash Away“ schließlich ist der ruhigste Titel des Albums, kurz bevor dann der zweite Höhepunkt in Form von Titel 6 eingeleitet wird:
„Heart-Shaped Glasses“ (im übrigen die erste Single) ist wieder ein solider, doch nicht alltäglicher Rocksong, der ordentlich abgeht und den selbst meine Freundin schön findet, die sonst wenig mit Marilyn anfangen kann. Ist auch ein Liebeslied. Don’t break don’t break my heart, and I won’t break your heart-shaped glasses.
Der mit „Evidence“ beginnene zweite Teil des Albums ist meiner Meinung nach etwas schwächer als der erste.
Titel 8 („Are You The Rabbit“) ist genauso weniger melodisch und spricht mich nicht wirklich an.
„Mutilation is the Most Sincere Form of Flattery“ gefällt mir dann wieder besser. Eingängig und Mitsing-tauglich. Fuck you, fuck you, fuck you, too.
Titel 10 („You and Me and the Devil Makes 3“) klingt irgendwie, als wäre er unter Wasser aufgenommen worden – doch Marilyn Manson spielt ja gerne mit dem Klang seiner Stimme und diversen Effekten.
Er leitet damit musikalisch aber auch über in Titel 11, den Titeltrack, der ruhiger ist als man erwartet. This is only a game.
Abgerundet wird das Album dann noch mit einem Techno-Mix von „Heart-Shaped Glasses“, den man sich auch hätte sparen können oder nur als B-Seite der Single herausgeben.
Fazit: Erste Sahne, was Manson hier abliefert – und das nicht nur für eingefleischte Manson-Fans, sondern auch für „normale“ Rock-Hörer. Das liegt wohl daran, dass er sich vom Stil her etwas von seinen früheren Alben wegbewegt hat – und so ist das neue Album weniger extrem und mehr massentauglich. Dies mag zwar einige Manson-Fans zur endgültigen Selbstverstümmelung führen, doch die Experimentierfreude steht dem bösen Rocker gut. Ein etwas langsameres Tempo bot Platz für Anleihen aus anderen Genres, Laut-Leise-Spiele und Solos.
Insgesamt wirkt das Album etwas verhalten, definitiv düster, manchmal nachdenklich und ist dabei absolut rockend und eingängig – und durchaus empfehlenswert. iTunes-Affiliate-Link.