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Conquering Time and Spaces

Es ist geschafft: Der Tiger wurde in Ruhestand geschickt und von nun an bewohnt ein brandneuer Leopard mein MacBook. Die […]

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Es ist geschafft: Der Tiger wurde in Ruhestand geschickt und von nun an bewohnt ein brandneuer Leopard mein MacBook. Die Rede ist natürlich von OS X 10.5, dem neuen Mac-Betriebssystem.
Als „beeindruckendste neue Mac OS X Version aller Zeiten“ beworben schickt es sich an, Windows Vista zu überflügeln und die Betriebssystemkrone fest im Hause Apple zu halten. Doch was ist wirklich hinter den „über 300 neuen Funktionen“? Lohnt sich der Umstieg?

Bereits der Updateprozess lässt jeden Windows-Nutzer verblassen. Die DVD wird eingelegt, das System neu gestartet und nach ca. einer Stunde begrüßt einen der Mac mit dem neuen System. Dabei sind die meisten Einstellungen gleich übernommen worden, ebenso die meisten installierten Programme. Man kann einfach weiterarbeiten. Was waren das für Zeiten, als man beim Windows-Update mit der Updatefunktion ein langsames instabiles System erhielt und den Computer besser ganz neu einrichtete? Nichts von alledem bei OS X – dank dem stabilen UNIX-Unterbau wird beim Update einfach der Systemkern ausgetauscht, der Benutzerordner und die Programme bleiben quasi unangetastet.

stacks.pngDas erste, was dem neuen Leopard-Nutzer auffällt, ist der neue Space-Look. Das Hintergrundbild vermittelt Star-Trek-Feeling. Das hübsche 3D-Dock sieht etwas aus wie eine Startrampe. Hier findet sich auch eine der größeren Neuerungen: Stacks. Sie ermöglichen es, auf der rechten Seite des Docks beim Papierkorb Ordner abzulegen, die dann „aufklappen“ und direkten Zugriff auf die darin enthaltenen Dateien bieten. Leider sind jedoch auf der Programm-Seite des Docks links keine Stacks möglich, eine Gruppierung von Programmen ist also nicht möglich. Schade.
Weitere kosmetische Veränderungen betreffen die Menüleiste und die Fensterdarstellung: Der Apfel im Menü ist nun schwarz (was übrigens sehr gut zum schwarzen MacBook passt), die Menüleiste hat keine abgerundeten Ecken mehr (schade) und ist halbtransparent.
Die Fenster haben nun alle einen einheitlichen Look, „Brushed Metal“ gehört der Vergangenheit an. Für UNO-Nutzer ist das nichts neues, dieses Tool wird aber mit Leopard unnötig.

finder.pngWirklich nützlich sind die Optimierungen des Finders. Hier – wie in allen Apple-Programmen – hält eine Seitenleiste Einzug, wie wir sie von iTunes kennen. Dies macht für mehr Platz als nur für die „Orte“, wie wir das aus Tiger kennen – so lassen sich hier intelligente Suchen definieren, außerdem werden Freigaben direkt angezeigt. Bin ich also in meinem WLAN zuhause, wird hier automatisch die Airport Extreme Base Station mit angeschlossener Festplatte angezeigt. Diese Seitenleiste findet sich auch in den Programmen bei den Öffnen- und Speichern-Dialogen sowie z.B. auch in Mail.
Dieses bietet in der neuen Version Vorlagen wie in iWeb und Keynote für HTML-Mails. Dies ist eine etwas beunruhigende Entwicklung, da HTML-Mails ja nun nicht zu den Technologien gehören, auf die das Web Stolz sein kann. Bei mir bleibt eine Reintextdarstellung erzwungen, Vorlagen hin oder her. Soll damit glücklich werden, wer möchte. Weitaus nützlicher ist der Ausbau von Mail zu einem vollständigen RSS-Reader sowie die noch engere Verknüpfung mit iCal mit Aufgaben und Notizen.

Weitere prominente Neuerungen sind die neue Vorschau, CoverFlow-Ansicht im Finder (wie aus iTunes und vom iPod bekannt) und neue Videoeffekte in iChat. Letzteres kommt aber immer noch nicht an den Funktionsumfang und das perfekte Design von Adium heran, und Videochats gehen über Skype immer noch besser. Außerdem sind noch immer nur .mac-, AIM/ICQ- und Jabber-Accounts möglich. MSN sollte mittlerweile auch zum Standard gehören (und zwar bitte mit Video-Unterstützung), ebenso nützlich wäre ICQ.
Nachlässig ist Apple bei der Unterstützung von Verschlüsselung. In Mail wird keine einfache PGP-Einrichtung angeboten, die eine breite Masse zum Verschlüsseln bewegen könnte, und iChat unterstützt noch immer kein OTR wie Adium. Wirklich peinlich ist, dass der neue Finder (der ansonsten wirklich gut gelungen ist) per FTP noch immer nur lesen, aber nicht schreiben kann. Dadurch werden Drittprogramme wie Cyberduck notwendig. Nachholbedarf!
Ebenso beim Browser Safari. Dieser wird in Version 3 mitgeliefert, die es mittlerweile auch für Tiger und sogar Windows gibt. Der Funktionsumfang ist jedoch sehr gering, und so bleibt die Browserkrone auf allen Betriebssystemen noch immer in festen Händen von Opera. Interessant wäre vor allem mal ein „richtiger“ Popup-Blocker, der es ein für alle Mal verhindert, dass irgendetwas ein neues Fenster oder einen neuen Tab öffnet, ohne dass ich das explizit will.
Einzig die Geschwindigkeit und die starke Integration in das System halten mich bei Safari.
Nicht unerwähnt bleiben sollte außerdem die Möglichkeit, beliebige Elemente von Websites als Dashboard-Widget festlegen zu können – ebenfalls sehr praktisch.

Ganz neu in Leopard ist das Backup-Tool Time Machine. Sehr gerne würde ich hier schreiben, wie toll das funktioniert – leider tut es das momentan noch gar nicht, da es zur Zeit noch nicht möglich ist, eine per Airport Extreme angeschlossene Festplatte als Backup-Laufwerk zu nutzen. Daher ist es für Laptopnutzer ziemlich sinnlos, hier muss Apple schnellstmöglich nachbessern. Da diese Funktion in einer Vorabversion aber scheinbar schon enthalten war, bin ich da guter Dinge.

spaces.pngAber kommen wir nun zu einer der nützlichsten Verbesserungen neben dem neuen Finder: Spaces.
Endlich bietet OS X mehrere Desktops an. Gerade auf einem 13″-Monitor verbessert das die Produktivität ungemein. Dabei geht Apple zwar nicht so weit wie z.B. VirtueDesktops oder diverse Linux-Tools, so gibt es keine „Würfelanimation“ beim Wechsel zwischen den Desktops. Stattdessen ist es möglich, eine „aktive“ Ecke wie für Dashboard und Exposé festzulegen, die dann eine komplette Übersicht der vier Spaces bietet. Hier ist außerdem Exposé integriert, wodurch man auch bei mehr als zwanzig geöffneten Fenstern noch einen guten Überblick bewahren kann.

Fazit
Schon der neue Finder reicht als Totschlagargument für Leopard. Zusammen mit Spaces bildet er den Kern der Verbesserungen. Ein paar weitere Dinge wären zwar noch wünschenswert (bessere Verschlüsselung in Mail und iChat, besserer Browser, FTP-Schreibzugriff), aber es braucht ja auch noch Dinge für zukünftige Versionen. Das Update von Tiger ist zwar nicht notwendig, aber trotzdem empfehlenswert. Zum einen werden zukünftige Programmversionen für Leopard optimiert sein, zum anderen sind die Verbesserungen ganz klar eine Steigerung der Produktivität am Mac. Es lässt sich noch mehr aus der Wunderkiste herausholen.
Der Vergleich zu Windows Vista fällt schwer. Vista hat ja bekanntermaßen viel von Tiger. Als „Antwort auf Vista“ kann man Leopard indes nicht sehen: schon frühere Versionen von OS X bieten Dinge, die einem Windows-Nutzer nicht mal im Traum einfallen. Und es funktioniert einfach alles. Mit OS X 10.5 noch besser als je zuvor.

Update:
Zahlreiche kleine Neuerungen sind beim fscklog zu finden.