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Briefmarken zum Selbstdrucken

Edit: Der hier getestete Dienst wurde mittlerweile eingestellt. Online-Briefmarken gibt es nun beim neuen Post-Dienst „Internetmarke“. Neulich musste ich einige […]

Edit: Der hier getestete Dienst wurde mittlerweile eingestellt. Online-Briefmarken gibt es nun beim neuen Post-Dienst „Internetmarke“.

Neulich musste ich einige Dokumente verschicken – auf analogem Wege, da gedruckte Originale verlangt waren. Der Haken am etablierten Prepaid-System (Briefmarken…) ist, dass es eher auf Power-User ausgelegt ist. Es lohnt sich für mich aber nicht, Briefmarken zuhause zu haben, da ich nicht so oft etwas verschicke und wenn, dann meist nicht zum Standardpreis von 55 Cent. Die Alternative wäre ein Briefmarken-Automat oder der Postschalter. Beides nicht ideal.
Tatsächlich bietet die Post aber auch einen Online-Frankierdienst an, der auf den klingenden Namen Stampit Web hört. Genau das richtige für mich, dachte ich mir, und habe mich gleich mal angemeldet.

Doch schon beim ersten Anmelden auf der Post-Webseite macht sich Ernüchterung breit. Unterstützt wird nur Windows bis XP (32 Bit) und OS X 10.4 mit den Browsern Internet-Explorer ab 5.5 oder Firefox „1.5 oder höher“. Ein klassischer Fall von Unfähigkeit, sich dem Medium Internet anzupassen. Nicht nur, dass der Nutzerkreis von vornherein beschränkt wird indem (veraltete) Betriebssysteme und Browser vorausgesetzt werden, nein. Hier wird nicht getestet, ob die verwendete Umgebung in der Lage wäre, den Webdienst zu nutzen, es wird einfach behauptet, dass es NUR in den genannten Umgebungen nutzbar ist. Da es keinen „egal, trotzdem fortfahren“-Link gibt, bleibt nur der Griff zu Firefox. Immerhin scheint das Betriebssystem nicht wirklich überprüft zu werden, unter OS X 10.5 gab es dann mit Firefox 3.0.4 nämlich keine Probleme mehr. Das lässt darauf hoffen, dass es auch unter Vista und Linux funktioniert, wenn man Firefox einsetzt.

Zehn Jahre zurück
Nach dem Login geht es allerdings munter weiter mit der Bevormundung des Nutzers – als erstes wird ein neues Fenster geöffnet, in dem die eigentliche Webseite dann läuft (sonst würde der Nutzer ja die Hauptseite der Post verlassen, was wirklich sehr schade wäre). Man fühlt sich fast um zehn Jahre zurückversetzt. Außerdem wird man noch darauf hingewiesen, dass unbedingt der Original Adobe Acrobat Reader installiert sein muss. Im Übrigen wird man nach spätestens zehn Minuten ausgeloggt – etwas übertrieben meiner Meinung nach, schließlich handelt es sich nicht um Onlinebanking.

Formular
Das Formular, mit dem dann die Onlinebriefmarke erstellt wird, erscheint dagegen aufgeräumt und funktional auf einer einzigen Seite – entwickelt in Kooperation mit Adobe. Die Empfängeradresse kann dabei auf Wunsch verifiziert werden, außerdem kann über Angaben zu Maßen und Gewicht der Sendung das Porto automatisch berechnet werden. Zusätzlich verlangt das Formular das Absendedatum, hier muss man sich also festlegen. Außerdem muss hier schon das Druckmedium gewählt werden, zur Auswahl stehen mehrere Briefumschlagsformate, einige Etiketten bekannter Hersteller sowie ein A4-Einlegeblatt für Fensterumschläge. Bei Etikettenbögen kann ausgewählt werden, welches Etikett bedruckt werden soll.

Druckprobleme
Weiter geht es dann mit einer Druckvorschau, die gleich testweise gedruckt werden kann. Genau wie auch beim „richtigen“ Druck läuft das über eine dynamisch erzeugte PDF-Datei, die im Acrobat Reader geöffnet werden muss (mit Vorschau.app geht es tatsächlich nicht). Der empfängt gleich mit der Frage, ob man dem Dokument erlauben möchte, mit dem Post-Server Verbindung aufzunehmen, wo dann die Druckberechtigung verifiziert wird. Gleich im Anschluss öffnet sich ein Java-Fenster, in dem man den Drucker auswählen muss. Dieses ist sehr schlampig umgesetzt, so werden die internen Bezeichnungen für die Drucker verwendet und nicht die systemweit verwendeten, anpassbaren Bezeichnungen. Man muss also genau wissen, wie der Drucker heißt. Doch selbst dann kann es zu Problemen bei der eindeutigen Identifizierung kommen, wenn ein Drucker mehrfach installiert ist (z.B. für eine Kabel- und eine WLAN-Verbindung). Hat man den richtigen Drucker gefunden, wird sofort gedruckt, den Druck-Dialog des Acrobat Readers bekommt man nie zu Gesicht. Interessanterweise wird das Druckergebnis jedoch trotzdem von diesem beeinflusst, offenbar werden immer die zuletzt verwendeten Druckeinstellungen des Acrobat Readers verwendet. Dadurch kann es beim Druck auf Etiketten vorkommen, dass man mehrere Probedrucke verpulvert – selbst bei den „offiziellen“ Etiketten: Nach der Anmeldung bei Stampit bekommt man einen großen Umschlag von der Post, der neben Rücksendeumschlägen für falsche Frankierungen auch drei unterschiedliche Herma-Etikettenbögen enthält, die laut Aufschrift alle drei für Stampit geeignet sind. Leider taucht aber nur einer der Bögen in der Auswahlliste für das Druckmedium auf, und selbst als ich das richtige gewählt und in den Drucker eingelegt habe, wurde die Onlinebriefmarke, die übrigens aus einem 2D-Code, dem Post-Logo und Absender- und Empfängeradresse besteht, falsch gedruckt – über vier Etiketten hinweg. Es mag sein, dass das auch an meinem HP-Drucker lag. Erst als ich auf gut Glück ein anderes Druckmedium ausgewählt hatte, landete der Druck auf einem einzelnen Etikett, und auch dann nicht genau in der Mitte. Bleibt also nur, auf ein normales DIN-A4-Blatt zu drucken und entweder einen Fensterumschlag zu verwenden oder die Marke auszuschneiden und von Hand auf den Umschlag zu kleben.
Beim Druck auf einem virtuellen PDF-Drucker wurde mit einer Fehlermeldung abgebrochen – damit gibt es keine Möglichkeit, die Onlinebriefmarke punktgenau in einem Dokument zu platzieren.

Portokasse
Als weiterer Negativpunkt ist zu erwähnen, dass bei Anschriften, die aus mehr als vier Zeilen inklusive Straße und Ort bestehen, die oberste Zeile „unter“ das Post-Logo rutscht und nicht mehr richtig lesbar ist.
Bezahlt wird nicht „on demand“, sondern prepaid. Es gibt eine „Portokasse“, von der die gedruckten Marken abgebucht werden. Leider ist diese Portokasse nur per Lastschrifteinzug aufladbar. Hier wäre eine Zahlung per Kreditkarte wünschenswert, wie es auch sonst überall im Internet möglich ist – zumal es sich ja um sehr kleine Beträge handelt.
Bei der Benutzung von Stampit Web bekommt man das Gefühl nicht los, dass alles nur halbherzig umgesetzt wurde, damit der Nutzer möglichst schnell auf das kostenpflichtige Stampit Home oder Business umsteigt, das ein eigenständiges Desktop-Programm mit Integration in Microsoft Office beinhaltet.
Erwähnenswert ist außerdem noch, dass bei mit Stampit frankierten DHL-Paketen (nicht Post-Päckchen) das Port um einen Euro günstiger ausfällt.

Fazit
Alles in allem leidet der Onlinefrankierdienst an der Angst seitens der Post, dass die Marken gefälscht werden. Dabei ist das im Prinzip nicht möglich, da jeder generierte 2D-Code neben Wert und Empfängeradresse auch eine einmalige Nummer beinhaltet. Anhand dieser Nummer könnte gewährleistet werden, dass auch nur eine Sendung mit der gedruckten Marke verschickt wird. Die krampfhaften Versuche, das Drucken nur einmal zu ermöglichen, scheitern schon an einem einfachen Kopierer und enden bei Barrieren, die die meisten Nutzer wohl davon abbringen werden, Stampit weiter zu nutzen – dass es selbst mit den von der Post selbst als Willkommensgeschenk verschickten Etiketten nicht richtig funktioniert, ist wirklich peinlich, von der Festlegung auf bestimmte Betriebssysteme und Programme ganz zu schweigen.
Dabei könnte alles so einfach sein und funktionieren: die Bahn macht es mit ihrem Online-Ticket vor.