Wie Apple die Welt verführt…
… erfährt man im aktuellen Spiegel leider nicht. Dabei wird das doch auf dem Cover unter dem Titel „Der iKult“ […]
… erfährt man im aktuellen Spiegel leider nicht. Dabei wird das doch auf dem Cover unter dem Titel „Der iKult“ versprochen!
Stattdessen findet man 3,80 € später nur mal wieder die Lebensgeschichte von Steve Jobs, illuster dargestellt von diversen mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten, die (angeblich) aus dem Dunstkreis von Apple und Steve Jobs stammen. Dabei wird, zugegeben, recht schön das Bild des genialen, aber auch auch diabolischen Alleinherrschers gezeichnet. Zum Schluss wird ein kleiner Blick in die Zukunft gewagt, wo Apple noch ein Jahrzehnt gute Geschäfte und der anschließende Absturz prophezeit werd, da das Unternehmen laut Spiegel-Meinung ohne seinen Chef untergehen würde (dass dies nicht so ist, dürfte schon das halbe Jahr bewiesen haben, in dem Tim Cook während Jobs‘ Krankheit die Geschäfte sehr gut führte).
Es bleibt die Enttäuschung über den Artikel, denn tatsächlich erfährt man nichts wirklich Neues. Über die Wirkung von Apple auf die Gesellschaft, wie es der Titel verspricht, steht nichts in der Titelgeschichte. Dabei gäbe es da so viel zu schreiben:
Was unterscheidet Apple von anderen Unternehmen? Sicher nicht die Geheimhaltungspolitik. Alle großen Unternehmen vermeiden zu frühe Einblicke in ihre Pläne. Auch die Fans nicht, es gibt viele Unternehmen mit fanatischen Fans – man denke nur an Automarken, Kamerahersteller oder auch Fußballvereine.
Was Apple von anderen Unternehmen unterscheidet, ist die Vision. Man mag denken, Apple sei ein gewinnorientiertes Unternehmen wie alle anderen, vielleicht sogar eines der schlimmsten. Doch bei Apple scheint der Gewinn nicht Selbstzweck zu sein, Geld ist ohnehin genug da – Apple hat die Vision der perfekten Welt der Technik, wie Steve Jobs es mal formulierte. Perfektion. Danach strebt Apple, das Geld ist das notwendige Mittel dafür. Und das ist auch der Grund, warum Apple so erfolgreich ist.
Die Menschen wollen keine technischen Geräte, die von Informatikern für Informatiker entwickelt wurden. Sie wollen technische Geräte, die funktionieren, und zwar ohne, dass man darüber nachdenken muss. Außerdem wollen sie technische Geräte, die nicht hässlich sind.
Apple hat das erkannt und schafft es, dieses Ziel immer wieder zu erreichen.
Das Problem ist nun, dass die Konkurrenz das nicht schafft. Sie hat keinen Geschmack, sagte Steve Jobs einmal. Und vor allem kümmert sie sich nicht um Usability, um Benutzbarkeit – eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dadurch ist Apple in fast allen seinen Geschäftsgebieten die Nummer eins. Will man das beste verfügbare Gerät in einem dieser Bereiche (Laptop, Desktop, Mobiltelefon, MP3-Player, Tablet), so muss man Apple kaufen. Das führt zu Abhängigkeit.
Wobei diese Abhängigkeit kein Problem ist, wenn man sich komplett auf Apple einlässt. Nur wenn man etwas nicht genau so benutzen will, wie das von Apple vorgesehen ist, bekommt man Probleme. Das ist vor allem für die etwas Technik-affineren Menschen schwierig, die gewohnt sind, alles konfigurieren zu können. Andererseits: ein Großteil der Apple-Kundschaft wird das nicht als störend empfinden. Weil eben alles von Haus aus gut funktioniert. Vielleicht kaufen auch viele gerade bei Apple, weil man nicht so viel konfigurieren kann. Und damit ist Apple sicher auf einem richtigen Weg, weg von den komplizierten Geräten für Technik-Nerds, hin zu einfachen, schönen Geräten für alle.
Mit Verführung hat das nichts zu tun. Sondern mit Qualität, die in der Form die Konkurrenz nicht liefern kann. Und diese Position nutzt Apple aus, um seine eigenen Regeln zu etablieren – alle mit dem Ziel, noch größer, noch erfolgreicher zu werden, um noch mehr Geschäftsbereiche näher an die Perfektion bringen zu können. So ist das nunmal möglich im Kapitalismus.
Und für den Konsumenten ist das erstmal auch gut, wer sich für Apple entscheidet, profitiert.
Doch die Konkurrenz sollte an sich arbeiten, weniger auf schnellen Erfolg und mehr auf wirklich gute Produkte setzen. Wenn wir mehrere Unternehmen wie Apple hätten, könnte Apple selbst uns nicht mehr so gut vorschreiben, was wir kaufen und wie wir es nutzen sollen, wenn wir gute Produkte wollen. Dann wären wir der perfekten Welt der Technik wirklich ein Stück näher, wenn nicht nur unser Computer und unser Handy, sondern auch alle anderen technischen Geräte einfach funktionieren würden.