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Sucker Punch

Letzte Woche konnte ich endlich jemanden finden, der mit mir in Sucker Punch geht, einen Film, der wohl jetzt schon […]


Letzte Woche konnte ich endlich jemanden finden, der mit mir in Sucker Punch geht, einen Film, der wohl jetzt schon zu den polarisierendsten des Jahres gehört:

ein sexistisches, dämliches und lachhaftes Machwerk

(Spiegel Online)
Auch der mitleidig blickende Kartenabreißer fand den Film „scheiße”.

Natürlich muss man wissen, worauf man sich einlässt: Regisseur ist Zack Snyder, vor allem bekannt vom großartigen 300, welches seinerzeit auch schon zu recht unterschiedlichen Kritiken führte. Vom Stil her geht der Film auch definitiv in Richtung Comicverfilmung mit Tarantino-artiger Inszenierung.

Dies wird schon in der düsteren, aber großartig gestalteten Eröffnungsszene deutlich, zu der eine von Hauptdarstellerin Emily Browning gesungene Version von „Sweet Dreams” läuft.

Kurz zur Story: Mädchen wird in Psychiatrie misshandelt und flüchtet sich in Traumwelten. Fertig.
Und diese Traumwelten sind das eigentlich sehenswerte und unterhaltsame an Sucker Punch – Kampfszenen mit Steampunk-Nazis im 1. Weltkrieg oder mit Drachen und Kampfhubschraubern im Mittelalter sind vielleicht nicht logisch erklärbar, aber ein visuelles Meisterwerk, das jeden begeistert, der auch an 300 Gefallen fand.
Dabei wird die Gewalt, wenn überhaupt, nie geschmacklos inszeniert.

Dazu kommt, dass Snyder die Lösung der Geschichte nur andeutet; gut möglich, dass deswegen viele Zuschauer aussteigen und den Film schlecht finden. Auch ich musste noch relativ viel nachdenken, bis ich jetzt soweit bin, ansatzweise zu verstehen, was in Sucker Punch eigentlich passiert ist (Achtung, Spoiler im nächsten Absatz).

Die eigentliche Realität ist nur am Anfang und am Ende zu sehen. Das Bordell ist die erste Traumwelt, in die Babydoll sich flüchtet, als sie das „Theater” sieht. Nur hier gibt es ihre Freundinnen, die wohl alle gewisse Teile ihres Selbst repräsentieren. So verarbeitet sie beispielsweise den Tod ihrer Schwester. In dieser Realität geht es ihr zwar auch nicht gut, aber sie ist nicht mehr völlig hilflos. In der zweiten Stufe, den Kampf-Traumwelten, wendet sich das Blatt dann vollständig und die Männer werden von den Mädels geradewegs abgeschlachtet.
Am Ende ist Babydoll/Sweet Pea dann zwar noch nicht am Ende ihrer Reise, aber zumindest von Blue befreit.

Ob das nun die richtige Interpretation ist oder was die Aussage des Films sein soll, weiß ich natürlich auch nicht.

Wenn der Film auf BluRay erscheint, werde ich ihn mir auf jeden Fall nochmal ansehen. Vielleicht erkenne ich dann auch, dass Sucker Punch doch nur eine schöne Aneinanderreihung von bombastischen Bildern und durchaus selbstironischen und lustigen Szenen ist, die auch aus einem Computerspiel entstammen könnten. Aber selbst wenn dem so wäre, hat mich Zack Snyder doch bestens unterhalten.

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