7 Gründe für OS X Lion
Gute Nachrichten für alle Mac-Besitzer: OS X Lion ist seit heute für 23,99 € im Mac App Store erhältlich und […]
Gute Nachrichten für alle Mac-Besitzer: OS X Lion ist seit heute für 23,99 € im Mac App Store erhältlich und ist das wohl umfangreichste Major-Update von OS X bisher.
Die meiner Ansicht nach besten Neuerungen:
User Interface
Die blauen Aqua-Scrollbars und Bonbon-Buttons sind endgültig Vergangenheit. Zwar ist Blau immer noch die Highlight-Farbe, jedoch sehr viel dezenter als bisher. Sogar Mail, bisher berüchtigt für seine aus unersichtlichem Grund nicht-standardkonformen Buttons, verwendet nun die neuen „normalen“ Buttons.
Unterdessen fallen unnötierweise sichtbare Interfaceelemente weg: Scrollbars und Resize-Flächen. Ja, richtig gelesen: Die Scrollbars tauchen nur während dem Scrollen als Overlay auf, wie von iOS gewohnt. Die Scroll-Buttons entfallen ersatzlos, aber dank der großartigen Multitouch-Trackpads wird die sowieso kaum ein Mac-Nutzer verwendet haben. An eine bestimmte Stelle springen geht weiterhin, indem man an die Stelle klickt, wo die Scrollbar wäre.
Auch die Resize-Fläche, die bisher (ausschließlich) unten rechts an jedem Fenster zu finden war, entfällt. Stattdessen kann das Fenster nun, wie bei Windows, an jeder Stelle des Randes genommen und vergrößert oder verkleinert werden. Der Rand selbst ist jedoch nicht explizit gekennzeichnet.
Weitere UI-Verbesserungen gibt es z.B. beim Login-/Lock-Screen. Letzterer ist nun endlich nicht mehr nur ein unmotiviertes Login-Fenster auf schwarzem Hintergrund, sondern sieht aus wie der Login-Screen.
Insgesamt ist alles noch stärker vereinheitlicht und einfach schön.
Multitouch
Inverse Scrolling ist da, aber abschaltbar. Dennoch empfehle ich das niemandem. Nach maximal zwei Tagen möchte man nie wieder etwas anderes verwenden. Außerdem funktioniert es nun richtig, da auf Systemebene (der in dem Artikel beschriebene Workaround hatte bei manchen Programmen Probleme).
Abgesehen davon ist Mulitouch nun integraler Bestandteil der Systembedienung. Beispielsweise kann durch horizontalen Vier-Finger-Swipe zwischen Spaces gewechselt werden.
Versionierung und Anwendungswiederherstellung
Schließt man ein Programm, fragt dieses nicht mehr, ob es ungespeicherte Änderungen speichern soll. Stattdessen speichert es sie einfach. Auch während dem Arbeiten können jederzeit Zwischenversionen gespeichert werden, zu denen später auch ohne Probleme wieder zurückgegangen werden kann.
Mit einher geht der Umgang mit Anwendungen. Diese bleiben auch über einen Neustart hinweg geöffnet, man kann also, muss man nach einem Systemupdate neustarten, danach direkt weiterarbeiten.
Klingt nach Noob-Features, sind aber auch für Nerds ungemein produktivitätssteigernd. Zumindest mir ist es schon öfters passiert, dass ich z.B. beim Beenden eines Programms die zwanzig aufploppenden „Änderungen speichern?“-Dialoge reflexartig alle wegklicke, auch den des einen Dokuments mit wichtigen, ungesicherten Änderungen.
Die Verwaltung von Anwendungen und ihren Prozessen wird auch, wie bei iOS, aus den Händen des Nutzers genommen. Nicht verwendete Programme werden automatisch vom System beendet, wenn die Ressourcen benötigt werden. Ruft man sie wieder auf, haben sie ihren Zustand dennoch behalten. Standardmäßig wird im Dock auch nicht mehr angezeigt, welches Programm gerade läuft und welches nicht. Auf jeden Fall ein sinnvolles Feature… das allerdings von den Programmen unterstützt werden muss, um zu funktionieren.
3-Spalten-Ansicht und eine geniale Thread-Darstellung von Mail-Konversationen. Bei diesen werden die mitgeschickten Quotes („Helmut schrieb: “) ausgeblendet; die Konversation liest sich wie ein Chat. Das funktioniert allerdings nur richtig schön bei Anwendung des TOFU-Prinzips, das sich mittlerweile jedoch größtenteils durchgesetzt hat.
Leider lässt Mail nach wie vor Unterstützung von PGP-Verschlüsselung vermissen.
iTunes
iTunes läuft unter Lion endlich als 64-Bit-Cocoa-App. Und das macht sich auch durchaus an der Geschwindigkeit bemerkbar. Auch hier wurde das UI, das bislang stets eigene Wege beschritten hatte, an den Systemstandard angepasst. Sogar die vielgescholtenen Ampel-Buttons, die in iTunes seit einiger Zeit vertikal angeordnet waren, sind nun wieder horizontal.
Mission Control
Hinter dem coolen Namen verbirgt sich nichts anderes als die Vereinigung von Exposé, Spaces und Dashboard. Mit nur einer Geste kann auf die Funktionalität aller dieser Features zugegriffen werden: im Hauptbereich sind alle offenen Fenster zu sehen, gruppiert nach Anwendung; im oberen Bereich sind alle Spaces horizontal angeordnet. Ganz links in dieser Reihe ist das Dashboard. Fullscreen-Apps stellen einen eigenen Space dar. Durch Ziehen von Fenstern auf freie Fläche kann direkt ein neuer Space angelegt werden, ohne Umweg über die Systemeinstellungen.
Vielleicht die Neuerung, die mich dazu bringen wird, endlich auch mehrere virtuelle Desktops zu verwenden.
Fazit
Klingt alles sehr gut und sieht noch besser aus. Leider steht und fällt ein Großteil der Features mit der Unterstützung durch Anwendungen. Natürlich kommt man in den Apple-eigenen Apps jetzt schon in den Genuss von Dingen wie der Versionierung, sonst sieht es aber noch mau aus. Bei Photoshop wird man sicher lange darauf warten können; und gerade dort wäre es so sinnvoll.
Schon mit den neuen Scrollbalken haben so manche Programme ihre Probleme. Zwar sehen sie dann aus wie die neuen, doch sie haben nach wie vor ihren eigenen Balken und sind auch immer sichtbar. Beispielsweise in der Entwicklungsumgebung Eclipse, die voll mit Scrollbalken ist, wäre das neue Feature extrem sinnvoll – ist aber leider nicht unterstützt und wird es vielleicht auch nie sein.
Selbst Chrome hat noch Probleme mit den Scrollern (Balken sind es ja eigentlich keine mehr), erst in Version 14, was aktuell die Development-Version ist, werden sie korrekt ausgeblendet.
Für manche könnte auch ein Problem darstellen, dass Lion keine PowerPC-Apps mehr unterstützt. Der bisher mitgelieferte Emulator Rosetta ist nicht mehr Systembestandteil, folglich laufen nur noch x86-native Programme.
Der Trend ist klar: erfolgreiche Usability- und Vereinfachungs-Features von iOS wandern auf den Mac. Der Nutzer muss immer weniger wissen, was da eigentlich passiert. So verliert auch das Dateisystem immer mehr an Bedeutung. Auch die Grenze zwischen laufenden und nicht laufenden Programmen verwischt. Apple hat hier mal wieder beschlossen, einfach den nächsten Schritt in die Zukunft zu machen, ohne Rücksicht auf Verluste. Eigentlich eine gute Sache.
Und das beste: 23,99 €. Für ein Major-Release.