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Im Test: Nokia N9 mit MeeGo

Ein totes Betriebssystem auf gar nicht mal so schlechter Nokia-Hardware, die sehr nach Lumia aussieht.


MeeGo? Genau, die Totgeburt von Nokia. Ursprünglich noch als die Erlösung für den im Tiefschlaf liegenden finnischen Handyhersteller gefeiert, wurde das Betriebssystem mittlerweile zugunsten von Windows Phone fallen gelassen. Das einzige Gerät, das mit MeeGo läuft, ist das Nokia N9 – in Deutschland leider nicht erhältlich.

Doch ein genauerer Blick zeigt, dass das System durchaus Potential hätte. Vor allem zum in die Jahre gekommenen Symbian, das seit Anbeginn aller Zeit von Nokia als Smartphone-Betriebssystem verwendet und immer wieder „erweitert“ wurde, ist es eine interessante, bessere Alternative.

Das Bedienkonzept ohne Homebutton ist durchdacht und funktioniert erstaunlich gut, wie man im folgenden Video sieht:

Auch sonst bietet das N9 eigentlich alles, was man von einem Smartphone erwartet. Browser, Mail/Kontakte/Kalender, Karten, Twitter, Facebook und Angry Birds. Das User Interface ist dabei stets aufgeräumt und sauber; kein Vergleich zu Symbian. Teilweise wurde auch vielleicht etwas zu viel weggestrichen, so ist der Browser wirklich sehr minimalistisch und bietet keine echte Lesezeichenverwaltung oder wenigstens eine Startseite. Dafür sind beispielsweise eine Navi-App, eine App, um einen WiFi-Hotspot zu eröffnen (Tethering) und Skype schon vorinstalliert.

Damit muss man dann auch im Großen und Ganzen leben, ein Minimalprogramm an Apps gibt es zwar im Ovi-Store, doch die Auswahl ist eher mau (beispielsweise gibt es keinen alternativen Browser) und wird wohl auch nicht mehr zunehmen – wer entwickelt jetzt schon noch Apps für MeeGo, nachdem Nokia das Ende der Plattform ankündigte?

Gelegentliche Ruckler muss man leider verkraften, ebenso relativ lange Ladezeiten. Diese werden durch die rucklige Warteanimation (ein paar Frames mehr wären wirklich schön gewesen) leider auch nicht angenehmer.

Und so landet MeeGo auf dem gleichen Haufen wie WebOS – gute Ansätze, viel Potential, aber von den Herstellern aufgegeben und dadurch dem Tode geweiht. Schade.

Das N9, äußerlich fast identisch mit dem Nokia Lumia 800, macht allerdings hardwaretechnisch einen hervorragenden Eindruck, eines der besten Geräte, das in letzter Zeit aus Nokia rausgefallen ist. Lediglich die wackelige Abdeckung des USB-Ports ist fragwürdig. Die Kamera ist Standardkost. Hier im Vergleich mit der des iPhone 4S:

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Vor allem auch das Display beeindruckt mit seiner sehr schwarzen AMOLED-Technologie aber. Zum Glück gibt es Windows Phone und das Lumia 800, das zumindest die Hardware in die Zukunft rettet.