BMW i3
Ein Kleinwagen kann auch spannend sein. Wenn er einen Elektromotor hat und von BMW ist, zum Beispiel.
Es ist Dienstagmorgen, wir sind im tiefsten Bayern, der Himmel ist grau. Aber das ist egal, denn wir sind zur i3-Probefahrt beim BMW-Händler verabredet. Hinter all den 4ern, 5ern und 6ern im Autohaus versteckt sich eine hölzerne Plattform, auf der ein Auto steht – ein Kleinwagen zwar, aber einer, der die Blicke auf sich zieht. Denn „normal“ sieht er nicht aus, der i3. Klassisch schön auch nicht unbedingt. Ein bisschen erinnert er an einen Asiaten, ein bisschen an eine Konzeptstudie. Kein Wunder, denn an dieser ist er noch erstaunlich nah dran – okay, er hat noch halbwegs normale Türen bekommen, aber ansonsten behielt der i3 das futuristische Aussehen seines Prototyps, das so – gerade bei BMW – sehr ungewohnt erscheint.
Dieser Eindruck setzt sich beim Einsteigen fort. Der Viersitzer hat zwar im Prinzip 5 Türen, die hinteren sind jedoch hinten angeschlagen und lassen sich auch nur öffnen, wenn die vorderen geöffnet sind. Dann allerdings lässt es sich extrem komfortabel auch in den Fond einsteigen.
Innen begrüßen uns Sportsitze, eine Vielzahl an Armaturen sowie ungewohnte Oberflächen aus Naturfasern, wahlweise auch Holz. Genau wie bei der Karosserie, die aus Carbon besteht, setzt BMW beim i3 auf innovative Werkstoffe. Das hat dann zur Folge, dass sich die Karosserie leicht eindrücken lässt und der Innenraum ein wenig an einen Bioladen erinnert. Jedoch wirkt das alles überhaupt nicht billig, sondern im Gegenteil sehr hochwertig und edel.
Der Bordcomputer verfügt über ein großes Display in der Mitte, und wird BMW-typisch über ein Drehrad gesteuert. Das geht erstaunlich flüssig. Das System selbst dürfte etwas intuitiver sein, ist aber durchaus akzeptabel. Der Fahrer hat ein zweites Display, auf dem Fahrinformationen (etwa Geschwindigkeit und Reichweite) angezeigt werden. Analoge Anzeigen sucht man vergeblich.
Gestartet wird über einen Schalthebel am Lenkrad; Media-Tasten sowie die Tempomat- und Abstandshalterungssteuerung befinden sich auf dem Lenkrad. Ein Motorstartgeräusch gibt es natürlich nicht, denn wie es sich für ein modernes Auto gehört, hat der i3 natürlich einen Elektromotor.
Der bringt es auf 170 PS, wie üblich bei Elektroantrieben lässt man damit im Stadtverkehr praktisch alles konventionell betriebene an der Ampel stehen. Gefühlt zieht der Smart electric drive von der Konkurrenz, den z.B. car2go zum Einsatz bringt, noch etwas schneller weg, aber ab ca. 30-40 km/h kommt auch der i3 ordentlich auf Touren. In 7,2 Sekunden ist man bei 100 km/h – für ein schnelles Überholmanöver reicht das. Ansonsten zeichnet er sich durch eine sehr gute Straßenlage trotz Kinderwagen-Rädern aus, sowie durch extreme Energierückgewinnung, wenn man vom Gas geht. Die Bremse haben wir im Stadtverkehr praktisch nie benötigt: geht man vom Gas, kommt der i3 aus normaler Geschwindigkeit ungefähr so schnell zum stehen, als würde man mittelstark bremsen. Es ist uns wiederholt passiert, dass wir vor einer roten Ampel vom Gas gingen und ein bis zwei Wagenlängen zu früh zum stehen gekommen sind, und das ganz ohne Bremse.
Die Reichweite soll bei 130-160 km liegen, im Sparmodus sogar bei bis zu 200 km. Nach unserer einstündigen Probefahrt wurde eine Restreichweite von ca. 85 km angezeigt, und wir sind nicht sehr sparsam gefahren.
Für längere Touren empfiehlt sich der i3 mit Range Extender – dann lässt sich die Batterie über einen kleinen konventionellen Motor benzinbetrieben wieder aufladen. Ansonsten lädt der i3 an einer üblichen Steckdose in ein paar Stunden; mit High-Speed-Spezialstecker, dessen Verbreitung derzeit wohl noch zu wünschen übrig lässt, ist er in gerade einmal 20 Minuten annähernd voll.
Als Sonderausstattung gibt es quasi alles, was das Herz begehrt – neben Tempomat, Stauassistent, Abstandshalter, Klimaanlage und Sitzheizung auch Harman-Kardon-Soundsystem, Fußgängerdetektor, Rückfahrkamera und automatischen Einparkassistenten. So lässt sich der Basispreis von 35.000 € auf bis zu 56.000 € steigern.
Der i3 ist kein gewöhnliches Elektroauto. Der Slogan „born electric“ ist Programm. Während andere Hersteller Elektroversionen ihrer Serienfahrzeuge bauen, hat BMW den i3 von Grund auf als Elektrofahrzeug konzipiert und war dabei durchaus mutig. Herausgekommen ist ein zwar nicht billiges, aber durchaus alltagstaugliches und attraktives Fahrzeug, das den Eindruck macht, als käme es ein paar Jahre aus der Zukunft. Diese kann mit dem i3 schon heute stattfinden, wenn man sich erstmal an die Karosserie gewöhnt hat.